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Die Zukunft liegt auf unserem Teller

Zugegeben, der Titel klingt ein bisschen verwirrend. Denn was hat bitteschön ein Steak mit dem Klima zu tun? Genau das will ich hier einmal einordnen. Vorab sei gesagt, ich beziehe mich hier hauptsächlich auf Kühe, ähnliche Zahlen ergeben sich aber auch für die Schweinemast.

Lebensmittel im Wandel der Zeit

Massentierhaltung -Photo by Jo Anne McarthurUnsere Art zu Leben und auch unsere Art, uns zu ernähren hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark geändert. Nach dem zweiten Weltkrieg war das Hauptnahrungsmittel der deutschen all das was vom Feld kam. Gerade Kartoffeln und Brot machten einen Großteil der Ernährung und somit der Kalorienversorgung aus. Linsen waren auch häufig auf dem Speiseplan und Bucheckern wurden gepresst und zu Öl gemacht. Milch und Fleisch spielte eher eine untergeordnete Rolle. Das war nur auf dem Land, also von den Bauern zu bekommen und gab es in den großen Städten nun mal nicht. Auch wenn in den ersten Nachkriegsjahren der Hunger sicher groß war, so gelang es doch, die Bevölkerung zu versorgen, so dass sich die Situation zwischen 1948 und 1950 entspannte.

Rationen pro Kopf im Jahre 1946/47

 

Vollselbstversorger

erw. Normalverbraucher

Kartoffeln

275,0 kg

150,0 kg

Brot

275,0 kg

82,5 kg

Vollmilch

182,5 kg

0,0 kg

Fett

7,2 kg

2,4 kg

Fleisch

25,0 kg

6,3 kg

[Quelle: 1]

Fleisch und Milch waren immer noch rar und daher teuer. Selbst in meiner Jugend 1975-1980 kam Fleisch nur am Sonntag als Braten auf den Tisch und Montag, Dienstag gab es davon nur noch das, was übrigblieb. Fleisch und Milch waren da immer noch etwas Besonderes und das „Essen der reichen Leute“. Zwischen 1980 und 2020 veränderte sich das jedoch radikal. Ich habe einige Freunde, bei denen Fleisch an jedem Tag der Woche auf dem Speiseplan steht. 
 
Gleiches oder ähnliches gilt für Milch. Auch diese war in den ersten Nachkriegsjahren rar und entweder nur auf dem Land zu bekommen oder eben teuer. Auch hier hat sich der Verbrauch und die Verbrauchsmenge enorm verändert.
 
Produktion von Gemüse, Getreide, Fleisch und Milch
Damit eine Kuh Milch gibt, die wir dann in unser Müsli kippen oder unseren Kuchen damit backen, muss die Kuh erstmal vom Kalb zur Kuh heranwachsen und dann jeden Tag große Mengen an Wasser und Futter zu sich nehmen. 
Eine Kuh trinkt durchschnittlich 80 Liter Wasser am Tag. Bei warmen Temperaturen können es auch 140 Liter am Tag sein. Pro Tag frisst eine ausgewachsene Kuh zwischen 50 und 80 kg Frischmasse. [Quelle: 2]. Im Schnitt gibt eine Kuh allerdings nur 23 Liter Milch pro Tag [Quelle: 3] 
und der Fleischertrag einer ausgewachsenen Kuh liegt zwischen 170-200kg. 
 
Nachhaltigkeit -Photo by Jo Anne McarthurWenn man sich diese Zahlen einmal genauer betrachtet, so ist es wenig überraschend, dass die Menge an Futter und Wasser weit über dem Ertrag je Tier liegt. Wie es dazu kommen konnte, dass unser Fleisch und die Milch im Kühlregal des nächsten Supermarktes so günstig sind, liegt in der schieren Masse an Fleisch und Milchproduktion. Ein moderner Bauernhof (ich habe mir im Januar selbst einen in Ostfriesland angeschaut) ist weit entfernt von der Bauernhofidylle, die Ali Mitgutsch in seinen Wimmelbüchern gezeichnet hat. Sicher gibt es viele Bauern, die einen tollen Job machen und denen das Wohl ihrer Tiere sehr am Herzen liegt. [Quelle: 4]. Trotzdem müssen auch diese Kühe möglichst günstig und effizient gefüttert und gehalten werden, damit der Bauer unterm Strich noch etwas verdient. Besonders negativ wirkt sich hier der Preisdruck der großen Lebensmittelketten und Discounter aus.
 
Alleine in Deutschland wird 60% der Agrarfläche genutzt, um Tierfutter zu produzieren. Und selbst das reicht nicht aus, um die Tiere satt zu bekommen. Damit Milchkühe einen guten Ertrag erzielen, braucht es hochwertiges Futter z.B. in Form von geschrotetem Soja. Der Anteil des in Europa angebauten Soja, das an Kühe verfüttert wird, beträgt gerade mal 7%.  [Quelle: 5] Die restlichen ca. 33 Mio. Tonnen Soja stammen hauptsächlich aus Südamerika. Da das Geschäft mit Sojaexporten sehr lukrativ ist, lässt vor allem die brasilianische Regierung die folgenschwere Rodung der Amazonas Regenwälder einfach geschehen um mehr Anbaufläche für Soja zu gewinnen.
 
Was hat das alles nun mit dem Klima zu tun?
Um die Klimabilanz messbar zu machen, wird der CO2 Ausstoß aller Prozesse von der Entstehung bis zum fertigen Produkt summiert. So entsteht für jedes Produkt ein CO2 Fußabdruck.
 
Basierend auf dem, was ich oben geschrieben habe dürfte bereits klar sein, welche Lebensmittel einen besonders schlechten CO2 Fußabdruck haben.
Hier eine Tabelle
 CO2-Fussabdruck.png
 
Quelle: [6]
 
Tierische Fleischprodukte sind bis zu siebenmal klimaschädlicher als Produkte auf pflanzlicher Basis. Schon die Reduktion des Verzehrs trägt also enorm zum Klimaschutz bei. Du hast es also selbst in der Hand bzw. auf dem Teller. 
 
Was kann ich tun?
Die Rechnung ist ganz einfach. Je weniger Fleisch und Milch Du konsumierst, desto weniger Futtermittel werden benötigt. Wenn Du Dir Fleisch/Milch gönnen willst, kaufe diese möglichst regional, so direkt vom Erzeuger wie möglich.
Unterstütze die Anstrengungen der Bauern in deinem Umfeld, etwas für nachhaltige Ernährung zu tun. Biolandhöfe gibt es genügend, einen sogar direkt hier in Knielingen. [7]
 
Warum sollte ich das tun?
Wenn man sich bewusster wird, wie man sich ernährt und erkennt, dass man auch mit weniger Fleisch und weniger Milch überleben kann, wird einem vielleicht auch bewusst, dass man häufiger darauf verzichten kann. 
Jedes Gramm CO2 das vermieden werden kann hilft dabei, den Klimawandel zu bremsen und je mehr sich dessen bewusst werden, desto größer ist der Effekt. 
 
Hier also mein Appell
Probiere es einfach mal aus. Nimm Dir einen Kalender und notiere dir einige Tage, was Du gegessen hast. Wenn in einer Woche mehr als viermal Fleisch oder Milch auf dem Speiseplan steht, dann stell Dir einmal die Fragen der folgenden Checkliste:
 
  • Muss ich heute Fleisch auf dem Teller haben?
  • Muss ich heute Käse oder Milchprodukte essen?
  • Kann ich Fleisch/Käse oder Milch aus regionaler Erzeugung kaufen?
  • Kann ich mich 1, 2, 3 Tage oder eine ganze Woche ohne Fleisch oder Milch ernähren?
  • Kann ich mich eine Woche komplett vegetarisch oder rein pflanzlich ernähren
 
Vielleicht erlebst du die Auswirkungen des Klimawandels selbst nicht mehr. Aber unsere Kinder, Enkel und deren Kinder werden mit den Folgen unseren Handelns klar kommen müssen. Daher fang jetzt an, etwas zu ändern, die nachfolgenden Generationen werden es dir danken. 
 
habe ich einen Fragebogen geschaltet und freue mich über konstruktive Rückmeldungen. 
 
Oliver Grobs
Bürgerverein Knielingen
 
Quellenangaben:
7. www.biokaufladen.de 

 

Nachhaltigkeit

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